Hinweis zu dieser Seite:

Herr Peter Bleser (MdB) hat im Februar 2002 eine parlamentarische Anfrage bezüglich der DSL-Versorgung gestellt. Die gestellten Fragen sowie die (sehr enttäuschende) Antwort der Bundesregierung finden Sie weiter unten. Es bleiben dabei mindestens folgende Aspekte unberücksichtigt:

Die Bunderregierung verläßt sich hier auf die Regulierungskräfte des Marktes und läßt damit gut 10 % der Bevölkerung einfach sitzen. Welche Auswirkungen diese freien Marktkräfte haben, konnten wir hier auf dem Lande ja schon bei der Privatisierung der Post erleben. Anstatt ein Paket hier im Ort aufgeben oder abholen zu können, dürfen wir jetzt dazu 15 km fahren.


Herrn

Peter Bleser

Mitglied des Deutschen Bundestages

Platz der Republik l

11011 Berlin

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

Dr. Ditmar Staffelt

Parlamentarischer Staatssekretär

hausanschrift Schamhorststraße 34-37,10115 Berlin postanschrift 11019 Berlin

tel -»49 (0)1888 615-6114 od. (0)30 2014-61 14 fax -•49 (0)1888 615-51 03 od. (0)30 2014-51 03

datum Berlin,7. März 2002

 

 

Betr.:   Schriftliche Fragen für Februar 2002 Bezug: Fragen Nrn. 200 bis 203

Sehr geehrter Herr Bleser, namens der Bundesregierung beantworte ich Ihre Fragen wie folgt:

Frage Nr. 200;

Ist der Bundesregierung bekannt, wie viele Haushalte in Deutschland zur Zeit über einen DSL-Anschluss verfügen (Gegenüberstellung von Anschlüssen in Ballungsräumen und ländlichen Gebieten, jeweils im Verhältnis zur dort lebenden Bevölkerung) und wie viele Anträge bei der Deutschen Telekom AG noch nicht bearbeitet werden konnten?

Antwort:

Nach Angaben der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und der Deutschen Telekom AG hatte das Unternehmen Ende 2001 (aktuellere Zahlen liegen zur Zeit nicht vor) ca. 2 Mio. T-DSL-(ADSL)-Anschlüsse geschaltet und ca. 2,2 Mio. Anschlüsse verkauft.

Die 34 ADSL/SDSL-Konkurrenten der Deutschen Telekom AG hatten zusammen etwa 70.000 ADSL/SDSL-Anschlüsse bereitgestellt. Damit betrug der Anteil der Wettbewerber - auf das Bundesgebiet bezogen - drei Prozent, vergleichbar mit dem Wettbewerberanteil bei den schmal-bandigen Festnetzkanälen. Die Marktanteile der Wettbewerber können regional differieren und lokal über diesem Prozentsatz liegen. Außerdem ist der Wettbewerber-Anteil bei den hochbitratigen, meist gewerblich genutzten DSL-Anschlüssen generell deutlich höher.

Eine Gegenüberstellung von Anschlüssen in Ballungsräumen und ländlichen Gebieten ist leider nicht verfügbar.

Nach Angaben der Deutschen Telekom AG unterscheidet das Unternehmen bei der Investitions­und Ausbauplanung nicht zwischen ländlichen Anschlussbereichen (AsB) und solchen in Bal­lungsräumen. Wesentlich für den Ausbau mit DSL-Technik sei vielmehr die Frage der Wirtschaftlichkeit der zu tätigenden Investitionen. Um T-DSL für zu den derzeitig günstigen Konditionen im Markt etablieren zu können, müssten die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden.

Deshalb werde für jeden AsB die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus gesondert geprüft. Diese sei natürlich stark abhängig von der Zahl der technisch realisierbaren Anschlüsse in einem AsB (Anschlusslänge < 4 km). Dieser Fall sei in ländlichen Räumen typischerweise seltener als in Ballungsräumen. Einen anderen wesentlichen Faktor für den Ausbau bilde die Nachfrage in dem jeweiligen AsB. Die Deutsche Telekom investiere nur dort, wo dies im jeweiligen Einzelfall durch die erkennbare Nachfrage und die Zahl der technisch realisierbaren Anschlüsse wirt­schaftlich gerechtfertigt erscheine. Sowohl im ländlichen Raum als auch in Ballungsräumen gebe es AsB, in denen derzeit auf einen Ausbau aufgrund der technischen Bedingungen, der örtlich fehlenden Nachfrage und der dadurch fehlenden Wirtschaftlichkeit verzichtet werde.

Frage Nr. 201:

Welche technischen Möglichkeiten bestehen, um auch mehr als vier km vom nächsten Netz-Knotenpunkt entfernt wohnenden Kunden einen DSL-Anschluss bereitstellen zu können, und welche zusätzlichen Auflagen würde die Regulierungsbehörde für Telekom­munikation und Post der Deutschen Telekom AG im Falle des Einsatzes einer solchen Ver­stärkungstechnik machen?

Antwort:

Nach Angaben der Deutschen Telekom AG gibt es im Rahmen der leitungsgebundenen DSL-Technik derzeit keine marktreife technische Lösungsvariante, die es unter Einhaltung wesentlicher Qualitätsparameter ermögliche, einen T-DSL-Anschluss für einen Kunden zu realisieren,

Auch der Kabelnetzbetreiber iesy in Hessen hat begonnen, das Breitbandkabelnetz aufzurüsten und bietet seinen Kunden teilweise bereits heute neben Fernsehprogrammen auch Telefonge­spräche und High-Speed-Intemetzugänge an. Bis Ende 2004 soll der flächendeckende Ausbau des hessischen Kabelnetzes zu einem rückkanalfähigen 862-MHz-Breitbandkabel erfolgt sein.

Der von der Deutschen Telekom AG geplante Verkauf der Regionen Bayern, Berlin, Branden­burg, Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen/Bremen, Rhein­land-Pfalz/Saarland und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen an das Unternehmen Liberty Media ist Ende Februar vom Bundeskartellamt untersagt worden. Ob bzw. wann in diesen Regionen eine technische Aufrüstung der Kabelnetze erfolgt, kann derzeit seitens der Bundesregierung nicht abgeschätzt werden.                      

Frage Nr.203:

Wie beurteilt die Bundesregierung die alternative Technik des DSL-Zugangs per Satellit, insbesondere im Hinblick auf die Kosten im Vergleich zu einem konventionellen DSL-Anschluss, und welche konkreten Anstrengungen will die Bundesregierung unternehmen, um zukünftig eine flächendeckende Versorgung auch der ländlichen Bevölkerung und der außerhalb von Ballungsgebieten ansässigen Unternehmen mit zeitgemäßen Datenleitungen zu erreichen?

Antwort:

Zum ersten Teil der Frage:

Nach Kenntnis der Bundesregierung bietet derzeit die Deutsche Telekom AG im Rahmen eines befristeten Pilotprojekts einen DSL-Zugang per Satellit an. Bis zum 30. April 2002 sollen bun­desweit 500 Kunden die Sky-Variante von T-DSL testen. Nach Angaben des Unternehmens bietet T-DSL via Satellit einen Downstream von bis zu 768 KBit/s. Der Rückkanal und die erste Online-Verbindung sollen über den normalen analogen oder ISDN-Anschluss laufen, wobei die üblichen Gebühren anfallen. Die Deutsche Telekom AG plant, das nach eigenen Angaben erfolg­reich getestete Technologiekonzept zur CeBIT offiziell vorzustellen. Die Markteinführung ist für den l. Mai 2002 geplant.

Nach den derzeitigen Planungen der Deutschen Telekom AG werden voraussichtlich folgende Entgelte erhoben:

Der Einstiegspreis für T-DSL via Satellit liege mit 19,90 Euro pro Monat im Rahmen der Preise vom Festnetz T-DSL Anschluss (am analogen Anschluss: 19,99 Euro). Enthalten sei hier bereits ein monatliches Freivolumen von 500 MB (jedes weitere MB koste 0,05 Euro). Ohne Volumen­beschränkung betrage der Preis 39,90 Euro pro Monat. Bei beiden Preismodellen komme jeweils ein einmaliges Bereitstellungsentgelt in Höhe von 99 Euro hinzu.

Inwieweit sich dieses Angebot am Markt letztendlich durchsetzt, bleibt abzuwarten. Da der Bun­desregierung Angaben zu den Kosten der jeweiligen Leistungen nicht bekannt sind, erübrigen sich Aussagen zu den Entgelten gleichermaßen.

Zum zweiten Teil der Frage:

Die Bundesregierung geht davon aus, dass mittelfristig in Deutschland nahezu jeder Haushalt, der einen breitbandigen Intemetzugang wünscht, diesen auch erhalten kann.

DSL wird zwar derzeit in der Öffentlichkeit als die wichtigste zukünftige Technologie für den schnellen und breit bandigen Intemetzugang betrachtet; DSL ist aber nicht die einzige breitbandige Zugangstechnologie.

Das Ziel, eine umfassende Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen breitbandigen In­te metanschlüssen sicherzustellen, kann letztlich nur durch Nutzung unterschiedlicher Technolo­gien wie insbesondere dem aufgerüsteten Breitbandkabelnetz, DSL oder Satellit erreicht werden. Möglicherweise kommt auf längere Sicht auch Technologien wie WLL (Wireless local loop) oder Powerline eine größere Bedeutung zu.

Welche dieser Technologien sich in welchem Umfang letztendlich am Markt etablieren werden, ist heute nicht absehbar. Grundsätzlich ist jedoch zu erwarten, dass der Wettbewerb dieser Technologien zu einer ausreichenden flächendeckenden Versorgung mit breitbandigen Diensten füh­ren wird.